Lebensmittelzusatzstoffe fördern Darmentzündung und Fettleibigkeit

Eine in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Studie zeigt, dass die in der Lebensmittelindustrie weit verbreiteten Zusatzstoffe Polysorbat 80 und Carboxymethylcellulose das Gleichgewicht der Darmflora zerstören können. Dies kann zu Darmentzündungen und einer schweren Störungen des Stoffwechsels führen und Übergewicht fördern. Ein weiterer guter Grund, nicht zu oft verarbeitete Industrieprodukte zu essen!

Die Industrialisierung von Lebensmitteln hatte einen bemerkenswerten Einfluss auf die Essgewohnheiten der Menschen: Während es vor einem Jahrhundert noch nicht einmal verarbeitete Lebensmittel gab, macht ihr Anteil heute mehr als 70% des weltweiten Lebensmittelumsatzes aus. Bei diesen Produkten, die meist von multinationalen Lebensmittelkonzernen hergestellt werden, handelt es sich sehr oft um industrielle Kreationen: Eine Mischung aus kostengünstigen Zutaten (Fett, Zucker, Salz, verschiedene Zusatzstoffe), die geschickt zu attraktiven Produkten zusammengesetzt werden, einfach zu verwenden sind und lange gelagert werden können. Wir merken es nicht immer, aber verarbeitete Lebensmittel sind viel mehr das Ergebnis der chemischen Technik als der Kochkunst!

Diese „Lebensmittelchemie“ wird durch die lange Liste der Zutaten, die in den meisten verarbeiteten Lebensmitteln enthalten sind, gut veranschaulicht. Während ein hausgemachter Keks normalerweise weniger als zehn Zutaten enthält, kann das industrielle Äquivalent zwei- oder sogar dreimal so viele Inhaltsstoffe enthalten, einschließlich einer Vielzahl von Zusätzen, die zur Verbesserung der Textur und Haltbarkeit dieser Produkte verwendet werden. Unter diesen Zusatzstoffen ist die Verwendung von Emulgatoren besonders weit verbreitet, da sie sowohl Fett als auch Wasser binden können. Hierdurch gewinnen Zubereitungen, die diese beiden Flüssigkeiten enthalten und sich normalerweise nicht vermischen, eine cremige und homogene Textur. Aufgrund dieser Eigenschaft sind synthetische Emulgatoren wie Polysorbat 80 und Carboxymethylcellulose in industriellen Lebensmitteln allgegenwärtig geworden, wobei ein durchschnittlicher Europäer bis zu 100 mg dieser Stoffe täglich zu sich nehmen kann.

Entzündungsfördernde Zusatzstoffe

Die Fähigkeit von Emulgatoren, Wasser und Fett zu mischen, wirft jedoch Fragen über ihre Wirkung auf einige unserer körpereigenen Schutzbarrieren auf, die unbedingt wasserunlöslich bleiben müssen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Schleimschicht, die die Oberfläche des Darms bedeckt:
Die Unversehrtheit dieser zähflüssigen, wasserdichten Struktur, die die Zellen des Darms umhüllt, ist wesentlich um zu verhindern, dass Milliarden von Bakterien, die sich im Darm befinden, mit dem Immunsystem in Kontakt kommen und Entzündungen verursachen. Jüngste Beobachtungen deuten darauf hin, dass Emulgatoren in Lebensmitteln diese Barriere schwächen und dadurch Bakterien mit Darmzellen in Kontakt kommen können. Deshalb besteht die alarmierende Möglichkeit, dass der wiederholte Verzehr dieser Moleküle zu der in den letzten Jahrzehnten beobachteten erhöhten Inzidenz von entzündlichen Darmerkrankungen beitragen könnte.

Diese Befürchtung wird durch die Ergebnisse einer kürzlich in der renommierten Zeitschrift Nature veröffentlichten Studie gestützt. Tatsächlich haben amerikanische Wissenschaftler beobachtet, dass die Zugabe geringer Mengen von Polysorbat 80 oder Carboxymethylcellulose zum Futter von Tiermodellen eine Entzündung im Darm verursachte, die durch das Eindringen von Bakterien durch die Schleimbarriere entstand. Diese Entzündung war mit großen Veränderungen in der Zusammensetzung der Bakterienflora und einer Verschlechterung der metabolischen Gesundheit verbunden, einschließlich einer Hyperglykämie und erhöhtem Körpergewicht. Dieser Einfluss der Emulgatoren auf die Darmflora erscheint besonders verheerend, da die einfache Übertragung von mikrobiellen Inhalten aus dem Darm von Tieren, die Emulgatoren ausgesetzt waren, auf nicht exponierte Tiere ausreichte, um dort die gleichen Stoffwechselstörungen (Hyperglykämie und Fettleibigkeit) erneut auszulösen.

Echte Lebensmittel, reich an Polyphenolen

Diese Beobachtungen deuten daher darauf hin, dass Nahrungsemulgatoren die Integrität der Darmbarriere und die Zusammensetzung der mikrobiellen Flora verändern können. Dadurch können chronische Entzündungen entstehen, die den Stoffwechsel stören und die Fettansammlung im Körper fördern. Das allgegenwärtige Vorhandensein dieser Verbindungen in der modernen industriellen Lebensmittelversorgung könnte daher zu der derzeit in der Bevölkerung beobachteten hohen Inzidenz von Übergewicht sowie zum vermehrten Auftreten von entzündlichen Darmerkrankungen beitragen.
Um schlank und gesund zu bleiben, ist es deshalb notwendig, den Konsum von industriell verarbeiteten Lebensmitteln zu minimiere. Bevorzugen Sie stattdessen „echte“ Lebensmittel, insbesondere pflanzlicher Herkunft. Interessant ist, dass der Verzehr von polyphenolreichen Pflanzen zu einer Zunahme von nützlichen Darmbakterien, einer Normalisierung des Blutzuckerspiegels und einer Verringerung der Fettdepots führt. Effekte, die das völlige Gegenteil von denen sind, die durch industriell verarbeitete Lebensmittel verursacht werden.

 

Quellen:

Roberts CL et coll. Translocation of Crohn’s disease Escherichia coli across M-cells: contrasting effects of soluble plant fibres and emulsifiers. Gut 2010 ; 59 : 1331–1339.

Chassaing B et coll. Dietary emulsifiers impact the mouse gut microbiota promoting colitis and metabolic syndrome. Nature; 519: 92-6.

Roopchand DE et coll. Dietary polyphenols promote growth of the gut bacterium Akkermansia muciniphila and attenuate high fat diet-induced metabolic syndrome. Diabetes.

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